Für mehr Sex in der Liebe (und mehr Liebe im Sex)

Wie wir uns beim Sex wirklich verbunden fühlen können und warum das nicht immer nur schöne Gefühle mit sich bringt. Ein Plädoyer von Gestalttherapeutin Lilian Gscheidel.  

Lange ging es bei mir im Sex darum mich begehrt zu fühlen, etwas wert zu sein. Es ging
irgendwie darum eine gute Liebhaberin sein und ganz besonders darum meinem Gegenüber
das Gefühl zu geben ein guter Liebhaber zu sein. Also viel Performance. Viel Fokus auf den
anderen. Und darauf, wie er mich sieht. (Es waren zu der Zeit nur Männer. Meine Anziehung
zu Frauen konnte ich nicht gut in Kontakt bringen, deswegen wurde daraus erst mal nichts)

Es war eine sexuell aktive Zeit

Ich will mich nicht beklagen: Es war eine sexuell aktive Zeit. Menschen wollten mit mir
schlafen, fanden mich gut, das hat mich aufgerichtet. Mein schon früh arg geknickter
Selbstwert hat auf jeden Fall einen Boost bekommen. Aber erfüllt hat es mich nicht. Oder
sagen wir mal: Nicht nachhaltig. Aber ich habe auch nicht mehr davon erwartet. Denn wie
Sex noch sein kann, und das er wirklich was mit Liebe zu tun haben kann, habe ich erst viel
später rausgefunden.

Slow Sex – Eine neue Dimension

Erst Jahre später fing ich an, mich mehr auf Beziehung einzulassen. Mehr zu öffnen. Mehr zu
fühlen. Mehr zu wagen. Überhaupt sichtbar zu werden mit meinem Inneren. Und dann hatte ich einen Partner, der mich einfach rigoros stoppte in meiner Geschwindigkeit im Sex. Das war mein Glück. Denn mit der Langsamkeit kamen ganz neue Dimensionen in
dem, was Sex überhaupt sein konnte in mein Universum. Das zum Beispiel tiefer Kontakt und
Verbindung passieren kann, während wir miteinander schlafen.. Dass ich die Energieflüsse
zwischen uns spüren kann. Und dass sich dadurch mein Herz öffnen kann. Dass ich
Verschmelzung erfahren kann. Ruhige Ekstase und Einssein mit dem Universum. Dass Sex
eine göttliche Erfahrung sein kann.


Als Peakerlebnis ist das möglich. Und ich war völlig geflasht davon, wie einseitig und flach
ich Sexualität vorher gelebt habe. Wie sehr ich sie unterschätzt habe!

Was aber auch passiert, wenn man sich mehr einlässt, mehr aufmacht. Auch körperlich mehr
aufmacht. Den anderen wirklich einlässt. Der ganze Shit wird sichtbar. Die Angst. Die Wut.
Die Sehnsucht. Der Ekel. Erstarrung. Schmerz. Erinnerungen an übergriffige Situationen aus
jedem Alter. Die Angst davor, verlassen zu werden.
Das ist nämlich der Grund, warum wir uns gesellschaftlich nicht ans Fühlen ran wagen beim
Sex. Weil es durch die große Nähe all das wieder hoch holt was uns an Verletzungen in Nähe
passiert ist. Und da will niemand hin. Das wollen wir doch viel lieber vergessen. Oder wenn
das nicht geht, so tun. Als hätten wir es vergessen. (Wenn nur der Körper es nicht gespeichert
hätte!)

Aber in all dem, liegt ja genau auch der Schatz! Jedes Mal, wenn ich das eine, was da hoch
kam durchgefühlt habe, im Arm und mit Hilfe von meinem Partner, war danach mehr Raum.
Mehr Entspannung. Mehr Liebe. Weniger Blockade. Mehr Fließen.

Schmerzpunkte in der Yoni heilen

Rückblickend fühlt es sich so an, als hätten wir Schmerzpunkt für Schmerzpunkt aufgeräumt.
Denn es sind ganz real-körperliche kleine Anspannungspunkte in unseren Yonis, die da
schmerzen. Und wenn wir da dran bleiben und dem Raum geben, dann kommen Gefühle oder
Bilder nach oben. Und wenn das durchgefühlt ist, dann entspannt sich genau dieser real-
körperliche Punkt und es entsteht mehr Kontakt. Denn entspanntes Gewebe macht Kontakt.
Angespanntes verhindert ihn (aus gutem Grund).

Foto @linascheynius

Und so bin ich Stückchen für Stückchen sensibler geworden in mir drin. Kontaktfähiger,
weicher und liebevoller.

Früher fand ich Sex in Beziehung gar nicht so wichtig. Denn es geht ja wohl eigentlich um die
Herzverbindung! Mittlerweile ist mir Sex in Beziehung wahnsinnig wichtig. Denn es birgt das
Potenzial zum Liebe machen. Also ganz wörtlich. Zum Machen von Liebe.

Denn wenn ich nicht so viel Verbindung fühle zu meinem Partner, und wir dann miteinander schlafen taucht oft genug genau das in mir auf, warum ich zugemacht habe. Manchmal war es mir gar nicht bewusst vorher. Manchmal schon, aber ich habe es gekonnt beiseite geschoben.

Verbindung ist das Wichtigste beim Sex

Mittlerweile ist mir die Verbindung das Wichtigste im Sex. Wenn es fließt zwischen uns.
Mein Körper voll Ja sagt. Zu dem was passiert. Zu der Person. Stück für Stück mehr
aufmacht. Wenn mein Herz die Liebe raus lässt. All die Liebe die in mir ist, die ich oft
lieber einsperre, aus Angst, dass sie nicht landet. Wenn ich weinen muss, weil die letzten
Barrieren fallen.

Das passiert natürlich nicht immer. Aber es ist das, was ich möchte.

Aus dieser Erfahrung und der Empörung darüber, wie viele Jahre ich unverbundenen
Sex hatte, weil ich mir wörtlich nichts anderes vorstellen konnte, sowie dem Wunsch
andere mögen das früher erfahren haben wir die Liebesretreats erschaffen.

In diesen kreieren wir Raum dafür, dass diese Art der Verbindung entstehen kann im
Sex. Ein Raum für Paare um sich ihrer Liebe hingeben zu können, so dass all die schönen
Blockaden auftauchen können, die uns daran hindern uns voll zu verbinden. um sie dann
zu fühlen, durchzutauchen und auf der anderen Seite verweint aber verbunden
aufzutauchen.

Es geht darum zu verstehen, wie wir Trennung machen zwischen uns, und gehaltene
Räume zu erleben die es uns leichter machen einfach da zu sein miteinander. 6 Tage den
Fokus nur auf uns selbst und die Beziehung zu legen. Uns miteinander zurück ziehen
und die Liebe pflegen.

Hier könnt ihr mehr über die kommenden Retreats von Lily und Janus erfahren:
21.-26. Mai in Bohnsdorf
15.-20. Oktober in Emersacker

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